Yvonne Muller

03 September 2008

Juli / August 2008

Der Juli begann mit einem grossen Hochzeitsempfang in Trivandrum. Die Hochzeit fand Tage davor in Nordkerala statt und die Party wurde für alle gegeben, die bei der Vermählung nicht dabei sein konnten. Der ganze Trivandrum Club war prächtig dekoriert – mit weissen Zelten, roten Teppichen, üppigen Blumengestecken und die Gäste alle in feinsten Roben – viele wurden aus Nordindien eingeflogen und zeigten natürlich gerne ihre „bollywood“-Saris. Wir stellten uns in die lange Reihe, um dem Brautpaar zu gratulieren und uns fotografieren zu lassen, wie es sich gehört. Im Hintergrund spielte ein Pianist an einem herrlichen weissen Flügel. Bin gespannt, woher sie den hatten, weil es bis jetzt in der Stadt nicht mal ein gescheites Klavier gab für die Konzerte von Julian! Danach ging es zum grossen Buffet entweder unten in der Halle ging oder oben auf der Terrasse. Claudia konnte sich kaum sattsehen an der grossen Garderobe, den Farben, dem Glitter und Glamour! Wir liessen uns die Hände mit Henna bemalen, so wie es bei den Muslimhochzeiten Tradition ist und genossen den Abend in der herrlichen Pracht.

Gleich am nächsten Abend wieder ein Highlight, aber eines der ganz anderen Art. His Holyness Sadguru Sri Narayanan Baba aus Mumbai liess sich im Geethanjali behandeln und am Ende seiner Kur lud er uns zu einem Treffen ein ins Ginger Hotel beim Technopark mit anschliessendem Dinner, wo auch alle Angestellten dabei waren. Ich hielt den Welcome-Speach und der Guruji erzählte danach aus seinem Leben. Er ist schon 75, aber noch bei guter Gesundheit und Gopikas meinten, es sei Fügung gewesen, dass er den Weg zu ihnen gefunden hatte, nachdem er überall nach einem passenden Ayurveda-Spital oder Resort suchte, um zu kuren. Man sprach sogar davon, dass Hans ihn uns geschickt hat. Wie dem auch sei, es war sehr interessant gewesen und am nächsten Tag wurden wir von ihm beschenkt, gesegnet und er pflanzte ein spezielles Ayurvedabäumchen im Garten vom Gästehaus.

Und schon wieder ein Hochzeitsempfang! Man könnte meinen, heiraten werde bald verboten! Ab Mitte Juli begann der letzte Monat des Malayalamjahres und während diesem Monat wird prinzipiell nicht geheiratet. Bei uns mit dem November zu vergleichen. Das ist dafür DER Ayurvedamonat, wo sich die Leute früher zurückzogen um sich ihrer Gesundheit zu widmen, zu kuren oder sich einfach sonst pflegen zu lassen. Deshalb war es Dr. Gopika wichtig, dass auch ich wie jedes Jahr, während diesem Monat kure.

Sashi und Savitha begleiteten mich zum Empfang der Tochter einer Nachbarin. Für die Hochzeit wird jeweils das Elternhaus frisch gestichen und auf Hochglanz gebracht. Leute, die in einem gemieteten Haus wohnen, schämen sich meist deswegen und an einem solchen Haus wird natürlich nichts gemacht und zudem ist meist auch nicht genug Platz vorhanden, so dass lieber auf ein Auditorium ausgewichen wird. Während der Hochzeitsempfang vor einer Woche eine filmreife Bollywood-Inszenierung war, tat mir die Braut hier direkt leid. Wir begrüssten sie beim Eingang, gratulierten ihr, ich übergab ihr mein Couvert und sie schenkte mir eine Limone als Dankeschön. Und schon wurden wir in die riesige Esshalle gebeten, wo mindestens 500 Leute verköstigt werden können, wobei alles aufgestuhlt war und nur neben der Küche waren ein paar Tische für diesen Anlass arrangiert worden. Eine trostlose Angelegenheit. Wir schmatzten Bharotha mit Chicken-Curry und nach 10 Minuten waren die Bäuche voll, wir wuschen die Hände, spülten den Mund, verabschiedeten uns und ich entschuldigte mich, dass ich morgen leider nicht zur Hochzeit kommen kann, da ich zum Flughafen muss. Fertig. Da war so gar nichts Festliches, nichts Persönliches, keine Dekoration – einfach nichts. Die Familie hatte sich jedoch sehr gefreut, dass ich gekommen bin, aber das war doch selbstverständlich. Schliesslich wurde ich persönlich eingeladen und es war das erste Mal, dass ich als Nachbarin bei einer Hochzeit dabei war und deshalb war es mir wichtig, dass ich mich zeigen liess.

Es gab im Juli einen ziemlichen Personalwechsel im Geethanjali und wir bekamen auch einen neuen Yogalehrer von einem anderen Institut. So war ich für ein paar Tage jeden Morgen im Geethanjali, um beim Yoga ab 06.30 für 1 ½ Stunden dabeizusein. Es war anders als bis anhin, doch nach ein paar kleinen Korrekturen sind wir jetzt glücklich mit der neuen Situation und Bhaskaran ist ein sehr netter und einfühlsamer Yogalehrer.

Es war schön, mal wieder Bea, Ram und den kleinen Luca aus der Schweiz zu einem Mittagessen in der Stadt zu treffen, während sie hier ihre Ferien verbrachten, doch zu mehr reichte die Zeit leider nicht, da ich für Shopping-Touren gebucht war, es gab im Büro einiges zu tun und hatte auch sonst ziemlich viel Organisatorisches um die Ohren, da ich alles für meine mehrwöchige Abwesenheit vorbereiten musste. Ich war als Reiseleiterin unterwegs und später kurte ich für zwei Wochen im Geethanjali. Ich bin zwar proppengesund, trotzdem freute ich mich auf die Kur und die Tage haben mir wie immer gut getan.

Am Sonntag, 20. Juli, nahm ich Shashi und Savitha mit zu einer tollen Flugshow der Indian Air Force. Im Vorfeld musste wegen dem Wetter gebangt werden, da es geregnet hatte und alles verhangen war. Doch genau rechtzeitig riss der Himmel auf, die Sonne schien, es dampfte und die Show konnte beginnen. Shashi war überwältigt – nicht nur von der Flugakrobatik, auch vom ganzen Drum und Dran und dem Strand überhaupt, da sie noch nie an der berühmten Shankhamukham Beach beim Flughafen war – dabei ist das nur eine halbe Autostunde von uns entfernt! Wie immer hatte es sehr viele Leute und sie zeigten eine ausgezeichnete Show, wenn auch nicht ganz so spektakulär wie vor zwei Jahren.

Der Totengedenktag Vavu-Beli fiel dieses Jahr auf den 1. August und so fuhren Dr. Gopika, Kunjunni und ich mit den Gästen wieder an die gleiche Beach beim Flughafen, um für Hans eine Pooja zu machen. Wie jedes Jahr versammeln sich hier, in Varkala und an anderen heiligen Stränden Keralas Tausende und Abertausende von Hindus, die ihrer männlichen Verstorbenen gedenken. Die Poojas werden meist von den Söhnen gemacht, doch es hat auch immer vereinzelte Frauen darunter. Im letzten Jahr durfte ich mit den Gästen nur zuschauen, doch jetzt war ich „rein“ und sass für die Pooja neben Dr. Gopika. Während wir uns vor der Zeremonie rituell im Meer wuschen, wurde bereits eine TV-Kamera auf mich gerichtet. Wie immer war ich die einzige Weisse weit und breit, die an einer Pooja teilnahm und so fiel ich im Keralasari unter den vielen Männern natürlich auf. Wir waren in einer Gruppe mit an die 100 Gläubigen, die von einem Priester angewiesen wurden. Er stand fast immer neben mir, um mir genaue Anweisungen zu geben und daneben ein Kameramann von Asianet TV und ein Fotograf, die alles festhielten. Dabei wimmelte es nur so von Leuten und tollen Sujets, die mehr hergegeben hätten... Bereits in den Nachmittagsnachrichten flimmerten die Sequenzen über den Bildschirm und Freunde riefen an. Ich war jedoch vollauf beschäftigt mit den Riten, doch eigentlich war es in abgekürzter Form das gleiche, was ich mit der Asche von Hans damals an der Papanasam Beach in Varkala gemacht habe. Am Schluss trugen wir das Bananenblatt mit den Opfergaben zum Meer und übergaben alles rücklings über den Kopf dem Meer. Ich habe eine besonders hohe Welle abgewartet, damit ja nichts an Land gespült wird - wäre sonst ein schlechtes Omen – dafür hing der Sari danach fast bis zu den Hüften nass, schwer und mit Sand paniert an mir.

Gleich am 2. Kurtag wurde ich von Savithas Schule zu einem Fototermin eingeladen. Dr. Gopika sponsert jedes Jahr eine Englische Tageszeitung und nachdem sie die letzten beiden Jahre „The Pioneer“ bekamen, gibts im kommenden Jahr „The Indian Express“. Es kam alles dermassen kurzfristig, dass es der Prinzipalin wegen anderen Aktivitäten in der Schule nicht möglich war, eine kleine Feier zu organiseren, wie es sonst üblich war. Da Gopikas am Vormittag nicht weg konnten, wurde ich als Repräsentantin geschickt. Der Journalist und der Fotograf wollten eigentlich nur ein Foto für die morgige Ausgabe und so stellten wir uns alle vor die grosse Trophäenvitrine im Büro der Prinzipalin. Ein paar Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse, ein Lehrer, der Sohn von Gopikas, unser Gast aus Österreich, die Prinzipalin und ich überreichte das este Exemplar einer Schülerin. Am nächsten Tag erschienen wir auf Seite 3.

Vom Unabhängigkeitstag am 15. August haben wir nicht viel mitbekommen, dafür gingen wir am Abend mit Gopikas an ein Konzert. Leider wurden wir ziemlich enttäuscht, da es sich nicht um ein klassisches Konzert handelte, sondern mehr um eine Jekami-Veranstaltung, die erst noch ohrenbetäubend laut war, so dass wir bei der erstbesten Gelegenheit das Tagore Theater verliessen und sich unsere strapazierten Ohren bei einem Dinner im Mascot Hotel erholen konnten.

Savitha war inzwischen von ihrer 5-tägigen Schulreise nach Hause gekommen und schwärmte in den höchsten Tönen von der erlebnisreichen Fahrt. Die einzige Schulreise während der ganzen Schulzeit! Sie fuhren mit zwei grossen, neuen Reisebussen nach Ooty in die Western Ghats auf Tamil Nadu Seite, wo alle fürchterlich gefroren haben. Die meisten haben zum ersten Mal richtige Kälte in den Bergen erlebt. Savitha hatte wenigstens Strumpfhosen und Jeans dabei, dazu Unterleibchen, T-Shirt, Pulli, Strickjacke und einen Schal, während sich die anderen über ihre Saris und sommerlichen Chuydars in Leintücher und Wolldecken mummelten und viele kauften sich Wollmützen. Das allein war ein Erlebnis gewesen und gab lustige Fotos – was völlig Neues für alle! Von da aus ging es weiter nach Mysore und über Cochin, wo sie den Vergnügungspark „Veega Land“ besuchten, zurück nach Trivandrum.

Das Neujahrsfest wurde am 17. August gefeiert und damit begann auch der Onam-Monat. Dr. Gopika war bereits um 03.30 Uhr in der Früh im Tempel und wir bekamen nach dem Yoga ein gelbes Tüchlein, mit einem Betelblatt darauf, einem 50-Rupien-Schein, einer Glücksmünze und einer Lotusblüte von Malu überreicht als Zeichen für ein gesegnetes neues Jahr. Und natürlich durfte die süsse Tempelspeise nicht fehlen.

Am gleichen Nachmittag wurden wir vom Yogalehrer in sein Zentrum nach Trivandrum eingeladen und durften als Ehrengäste einer grossen Pooja beiwohnen, die von einem Guru aus Bangalore geführt wurde. Die Pooja war in Ordnung, doch die gemeinsamen Mantra-Gesänge im Anschluss fanden wir etwas befremdend. Das hat mit Hindutradition nichts zu tun.

Mit dem Neujahrsfest begann der „Hochzeitsmonat“ und die Einladungen flatterten nur so herein. Gopikas konnten sich kaum noch wehren, waren praktisch jeden Abend an einer Reception und es kam vor, dass sie sich an einem Abend gleich auf vier Empfängen zeigen mussten. Bei den eigentlichen Hochzeiten konnten sie kaum dabeisein, da sie am Vormittag wegen den Behandlungen im Geethanjali sein müssen.

Ich hatte es etwas weniger streng, auch wenn ich oft unterwegs war. Ich nahm Ingrid mit an den Hochzeitsempfang von Prashant, einem Gemeindeangestellten, den ich gut kenne und der in meinem Quartier wohnt. Er hilft mir bei allen Gemeindeangelegenheiten und bei der Organisation vom Kindergarten. Es waren schon etliche Leute da, wir wurden direkt an einen roten Plastikstisch gebeten und sofort haben die Buben aus der Nachbarschaft das Essen aufgetragen. Appam mit Chickencurry und Halva oder Bananen zum Dessert. Prashant hat uns extra so plaziert, dass jeder neue Gast an uns vorbei musste, um zu zeigen, dass er weisse Freunde hat. Für ihn war es eine grosse Ehre und so machten wir ihm gerne den Gefallen.

An meinem letzten Kurtag flog die Freundschaft zwischen Savitha und ihrem Schulschatz Joel aus der Parallelklasse auf. Wir mussten natürlich die ganze Zeit damit rechnen, doch ich gönnte den beiden ihr kleines Glück, denn sie haben lediglich zusammen telefoniert. Sonst war da überhaupt nichts! Doch für indische Verhältnisse war auch das schon viel zu viel! Wegen einem dummen Zettel „Joel loves Savitha“ den jemand in der Tuition geschrieben hatte, kam alles ans Licht und der Lehrer ging zu Geetha, weil er sich nicht getraute, mich zu informieren. Geetha bat mich, Savitha auszurichten, dass sie den Kontakt abbrechen muss und sie musste mir auch das Mobile zurückgeben. Die beiden könnten durchaus deswegen von der Schule fliegen und das können wir uns wirklich nicht leisten! Deshalb war mir wichtig, dass die Prinzipalin nichts davon erfährt. Doch inzwischen wussten es alle: Die Klassenlehrerin, alle übrigen Lehrerinnen, der Tuition-Teacher, Joels Mutter, die in der gleichen Schule als Kindergärtnerin arbeitet und sogar die Prinzipalin und jetzt natürlich auch Gopikas. Oje, eine unkomfortable Situation... Ich habe noch am selben Abend mit der Mutter von Joel gesprochen, die sehr nett war und sie entschuldige sich bei mir wegen ihrem Sohn. Das musste sie doch gar nicht! Und die Prinzipalin? Sie bat alle Beteiligten, mir nichts zu sagen, damit ich Savitha nicht auf die Strasse stelle und sie womöglich nicht mehr unterstütze. Wie könnte ich auch??? Somit bleiben beide an der Schule, dürfen aber keinen Kontakt mehr haben und sie halten sich daran, weil sie wissen, was auf dem Spiel steht. Dafür wurde Joel eigenhändig von der Prinzipalin (einer Nonne aus dem Ursulinenorden aus Rom!) verprügelt, weil er Savitha „disturbed“ hat. So haben sie einen Schuldigen, doch er hat die Schläge stoisch ertragen, weil er Savitha wirklich liebt. Manchmal frage ich mich wirklich, was das für eine Kultur ist, wo zwei bald 17-jährige nicht mal miteinander telefonieren dürfen! In der Schweiz müsste ich schon längstens sehen, dass sie die Pille nimmt... Aber wir wohnen nun mal hier und müssen uns anpassen und unterordnen. Doch manchmal fällt es wirklich schwer!!!

Inzwischen liefen die Onam-Vorbereitungen für das Erntedankfest auf Hochtouren und Geetha und ich erledigten endlich unser Onam-Shopping. Jedes Jahr eine Grossaktion, wenn ich alle Angestellten vom Geethanjali, die ganze Familie Gopika, Shashis Familie, die Hauseigentümer, Nachbarskinder, den Milchmann, Zeitungsboy, Briefträger etc. neu einkleide. Wir waren mit einer riesigen Einkaufsliste ausgestattet, doch bis am Abend hatten wir alles beisammen und die folgenden Tage war ich mit der Einpackerei beschäftigt. Die Geschenke werden immer vor Onam verteilt, so dass die Leute die Stoffe noch zum Schneider bringen können (Sariblusen oder Churydars für die Frauen, Hemden- und Hosenstoff für die Männer), damit sie die neuen Kleider an Thiruvonam, dem höchsten Feiertag, tragen können. Es wird jetzt auch von Tag zu Tag mühsamer in der Stadt, weil die Staus immer dichter werden, in den Geschäften kommt man kaum mehr durch und wenn möglich macht man jetzt einen grossen Umweg um die grossen Textilshops bis nach Onam.

Ingrid konnten wir während ihrer Kur so einiges bieten, denn schon wieder stand eine Hochzeit an. Dieses Mal von einer Verwandten von Gopikas, die sich im kürzlich eröffneten Auditorium in unserem Dorf trauen liess. Unser Gast war total entzückt von den bunten Saris, an denen sie sich schon auf der Shopping-Tour nicht sattsehen konnte und sie fotografierte fleissig. Es wurde uns die grosse Ehre zuteil, dass wir während der Zeremonie auf der Bühne sitzen durften und das in der ersten Reihe auf der Seite der engsten Familienmitglieder der Braut. Das kommt nicht oft vor! Von hier aus konnten wir alles aus nächster Nähe mitverfolgen und während die Livemusik laut trommelte und aus grossen Hörnern stiess, kamen die kleinen Cousinen der Braut, umrundeten mit ihren Opfergaben den Baldachin und führten den Reigen der Braut mit ihren Eltern an. Eine schönes Bild! Sie war noch kleiner als ihr schon sehr kleiner Vater, dafür umso üppiger mit Gold behangen und sie sah umwerfend aus in ihrem knallroten Sari mit den Goldbordüren. Wir blieben bis sie im neuen Auto mit ihrem Mann und einigen Verwandten ins Haus der Schwiegereltern fuhr. Ich wunderte mich, dass niemand richtig traurig war, dass sie nun weg ist und nie mehr nach Hause kann zu ihren Eltern – nur noch zu Besuch und vor und nach der Geburt ihres ersten Babies. Wenn Savitha einmal wegfahren wird, werde ich bestimmt einen grossen Kloss im Hals haben...

A propos Baby: Valsala hat ein Töchterchen bekommen. Die Geburt war anstrengend und Valsala ging es danach gesundheitlich nicht sehr gut, wie auch schon davor, da sie die letzten Monate liegen musste und lange im Spital war. Aber das kam wahrscheinlich auch daher, da sie nicht in ihr Elternhaus konnte, um sich pflegen zu lassen, wie das üblich ist. Sie musste zurück in ihr gemietetes Häuschen am südlichen Stadtrand von Trivandrum und stellte eine Frau an, die sich um sie kümmerte. Zu Hause war bereits ihre jüngere Schwester Bindu mit ihrem neugeborenen zweiten Baby, die offenbar Vorrang hatte. Doch Angel ist gesund und munter und ich werde die beiden bei Gelegenheit mal besuchen.

Das waren zwei aufregende Monate gewesen und jetzt steht Onam vor der Türe. Ich nehme mir jetzt wieder vermehrt Zeit für Savitha und wir haben es richtig schön zusammen. Ihre Tage sind natürlich auch vollgestopft mit Schule und Tuition und da bleibt kaum noch Freizeit, doch nachdem die abendlichen Powercuts wieder eingeführt wurden, liegen wir während der halben Stunde immer bei Kerzenschein im Bett und haben einander viel zu erzählen und geniessen die Zeit zusammen.

Wir hatten in diesem Jahr einen extrem schlechten Monsun und es gab nur in den letzten zwei Juliwochen zum Teil etwas Regen, wobei der August völlig trocken blieb. Die Stauseen und –dämme waren bald ausgetrocknet und deshalb mussten wieder vermehrt Stromunterbrüche eingeführt werden, um Strom zu sparen. Ob das viel nützt weiss ich nicht, aber wir fügen uns. Wir hoffen weiterhin auf Regen, der super dringend nötig wäre, doch im Moment sieht es noch nicht danach aus. Ein Tag ist schöner als der andere und für diese Jahreszeit ist es auch zu heiss.

Liebe Grüsse und seid alle lieb umarmt

Yvonne und Savitha